Kolumne: On/Off Beziehungen:
Warum wir lieber unser Herz recyceln als loszulassen
On/Off-Beziehungen sind der emotionale Äquivalent dazu, sich absichtlich in ein brennendes Gebäude zu begeben, weil man das Sofa so gemütlich findet. Und dann jedes Mal überrascht zu sein, dass man sich die Augenbrauen versengt.
Der Reiz dieser Achterbahn-Beziehungen liegt tief im Belohnungssystem unseres Gehirns. Dopamin, das kleine Teufelchen unter den Neurotransmittern, feuert jedes Mal los, wenn wir ein "Wir sollten es nochmal versuchen" hören. Die Wiedervereinigung fühlt sich an wie ein Sieg, ein Lottogewinn in der Kategorie "Selbsttäuschung". Nur dass der Preis ein aufgeschlitztes Selbstwertgefühl ist.



Langfristig richten On/Off-Beziehungen enormen Schaden an - psychisch, emotional, manchmal sogar körperlich. Vertrauen wird porös wie alter Putz. Man gewöhnt sich daran, dass Liebe nicht sicher, sondern sprunghaft und schmerzhaft ist. Beziehungen sollen eigentlich Schutzräume sein, aber diese Konstrukte fühlen sich mehr an wie ein wiederkehrendes Bewerbungsgespräch, bei dem man nie erfährt, ob man genommen wird. Der eigene Selbstwert wird zum Spielball: Bin ich heute gut genug? Und wenn ja, wie lange?

Menschen verfallen diesem Muster, weil das Gehirn bei jedem Wiedersehen eine fette Dopaminwelle losschickt. Und das fühlt sich besser an als das bittere, zähe Entwöhnungskater-Gefühl nach einer Trennung. Kurzum: Wir sind süchtig nach der Hoffnung, die wir selbst zerstören helfen. Herzlichen Glückwunsch, Menschheit.

Warum lassen wir uns trotzdem wieder drauf ein? Weil Hoffnung eine verdammt schlechte Beraterin ist und weil viele lieber das bekannt Unglück wählen als das unbekannte Alleinsein. Der Gedanke, diesmal könnte alles anders werden, ist so verlockend wie ein Gratis-Smoothie - man blendet einfach aus, dass man ihn beim letzten Mal auch ins Gesicht geschüttet bekommen hat.

On/Off-Beziehungen sind emotionale Selbstverletzung in Ratenzahlung.
Am Ende bleibt oft weniger Selbstrespekt übrig als auf dem Konto eines Bankräubers nach einer schlechten Flucht.
Aber klar, diesmal wird alles anders.
Bestimmt.
Ganz sicher.
Versprochen.
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