Ich und meine Dualseele

Ich und meine Dualseele
Kolumne: Ich und meine Dualseele

Zwischen Himmel und Hölle

Es gibt diese Begegnungen, bei denen man denkt: Das kann kein Zufall sein. Und wenn doch, dann ist es einer von der Sorte, die einem das Leben komplett auseinander bauen und gleichzeitig eine neue Welt aufbauen lässt - mit schiefen Wänden und wackeligem Fundament, aber irgendwie doch...  faszinierend.

So fühlt es sich an mit meiner sogenannten Dualseele. Oder nennen wir es, was es auch sein könnte: emotionale Selbstzerstörung mit spirituellem Gütesiegel.
Ist es Liebe? Oder ist es Krieg mit Kuscheleinheiten? Wir treffen uns zwischen den Fronten - mal als Liebende, mal als Feinde, meistens als beides in Personalunion. Wir lieben uns wie zwei, die sich nie loslassen konnten, und hassen uns wie zwei, die das besser längst getan hätten. Eine toxische Symphonie aus Anziehung, Rückzug, Drama, Sex - repeat. Das Drama fängt da an, wo die Vernunft aufhört. Und ehrlich gesagt, macht sie bei ihm sofort Feierabend.
Ich frage mich: Warum bleibe ich? Warum springe ich, wenn er ruft, obwohl ich weiß, dass ich danach wieder falle? Ich warte auf Nachrichten, auf Anzeichen, auf irgendwas, das mir erklärt, warum ich das hier alles mitmache. Und dann - zack - taucht er wieder auf, als wäre nichts gewesen. Ein kurzes Aufflackern, ein Moment voller Intensität, Nähe, Wärme, und ich bin wieder drin, in diesem Karussell, das längst außer Kontrolle geraten ist.

Im Bett? Keine Beschwerden. Im Gegenteil: Da funktioniert alles zu gut, um gesund zu sein. Körperliche Harmonie als Beruhigungspille für seelischen Irrsinn. Und das macht es schwer. Noch schwerer, zu gehen. Denn wie verlässt man jemanden, der einen auf allen Ebenen berührt - auch auf der kaputten?

Ich suche nach Antworten: Warum zieht er mich an wie ein Magnet? Warum löse ich mich in seinen Händen wie Sand - weich, formbar, haltlos? Und da dämmert mir etwas: Vielleicht ist das keine Strafe. Vielleicht ist das eine Lektion. Vielleicht ist diese Seele nicht dazu da, mich zu heilen - sondern mich zu brechen, damit ich endlich aufhöre, zu suchen, wo ich mich verliere.
Die Dualseele - ein Spiegel, der nicht schön ist, aber ehrlich.
Er zeigt mir, wo ich noch nicht ganz bin.
Wo ich klammere, wo ich träume, wo ich aus Sehnsucht meine Grenzen verschiebe.
Was will er mir sagen?
Dass ich mich selbst vergessen habe, vielleicht.
Dass es Zeit ist, mich selbst wiederzufinden.

Und dann ist er plötzlich wieder weg. 

Vielleicht für immer, vielleicht nur bis zur nächsten Runde.

Doch diesmal bleibe ich stehe.
Ich warte nicht.
Ich springe nicht.
Ich atme.
Und da ist er:
Mein Aha-Moment.
Er ist nicht meine andere Hälfte.
Er ist mein Weckruf.

Und ich?
Ich bin endlich wach.
Denn Dualseelen treffen sich nicht, um ein Happy End zu feiern. 

Sie finden sich nicht, um gemeinsam in Sonnenuntergänge zu spazieren und Netflix-Serien durchzubingen.

Sie begegnen sich, um einander bis auf den Grund der Seele zu entblößen. Um alte Wunden zu öffnen, damit sie endlich heilen können. Damit man erkennt, was man sich selbst verweigert hat, wo man sich klein gemacht hat, vergessen, verloren hat. Diese Verbindung ist kein Zufall. Sie ist ein seelischer Weckruf, ein schmerzhafter Spiegel – kein romantischer Zufluchtsort, sondern ein Ort der Konfrontation. Und wer den Mut hat, diesen Spiegel nicht zu zerbrechen, sondern hineinzusehen, der kann sich selbst darin finden. Vielleicht sogar zum ersten Mal.


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